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Handwärmer im Vergleich – Test im Handschuh
Die Funktionsweise der getesteten Handwärmer basiert auf der Oxidation von Eisenpulver mit dem Sauerstoff in der Luft. Man kann diese Reaktion auch stoppen, indem man die Handwärmer in einen kleinen, luftdicht verschlossenen Beutel packt. Im ersten Test war praktisch das Gegenteil der Fall, die Handwärmer befanden sich direkt an der Luft und entsprechend gut konnte die Reaktion mit dem Luftsauerstoff ablaufen.
Wenn die Handwärmer im Handschuh verwendet werden sollen, dann sind sie dort zwar nicht luftdicht abgeschlossen (sonst würde keine Wärme entstehen), sie befinden sich aber auch nicht direkt an der Luft. Vielmehr müssen sie durch den Luftaustausch im Handschuh den Sauerstoff bekommen, der für die Reaktion und damit die Wärmeentwicklung notwendig ist. Es wäre interessant herauszufinden, in wie weit das Material und die Beschaffenheit des Handschuhs Einfluß auf die Wärmeentwicklung haben. Werden die gleichen Temperaturen erreicht, wie im Test an direkter Luft? Oder läuft die Reaktion langsamer ab, mit niedrigeren Temperaturen die dafür aber über eine längere Zeit gehalten werden?
Um diese Fragen zu beantworten, habe ich einen zweiten Test durchgeführt, mit dem ich das Verhalten der Handwärmer in Handschuhen untersucht habe.
Zweiter Test: Verhalten in zwei verschiedenen Handschuhtypen (Fleece vs. Softshell)
Ziel dieses Tests war es erneut, herauszufinden welche Handwärmer am schnellsten Wärme liefern, welche Handwärmer besonders hohe Temperaturen erreichen und welche Handwärmer am längsten ein bestimmtes Temperaturniveau halten – diesmal aber bei Verwendung der Handwärmer in Handschuhen.
Für den Test wurden die folgenden Handschuhe verwendet:
• Fleece-Handschuhe “TheHeatcompany Heat 2 Windex”
• Softshell-Handschuhe “TheHeatcompany Heat 2 Softshell”
Beide Handschuhe sind für den Einsatz von Handwärmern vorgesehen und haben ein Fach in der Fingerkappe, in der die Handwärmer eingeschoben werden können.
Abb-3: Softshell-Handschuhe (links) und Windex(Fleece)-Handschuhe (rechts)
Für die Tests habe ich die Handwärmer (jeweils ein Paar) aus der luftdichten Verpackung genommen, kurz aufgeschüttelt und zunächst für 5 Minuten an der Luft liegen lassen, damit die Reaktion möglichst gut in Gang kommen dann. Anschließend wurden die Pads in die dafür vorgesehen Aufnahme der Handschuhe eingesetzt, die Fingerkappe wurde geschlossen und die Handschuhe wurden in die Prüfvorrichtung gehängt. Diese war so aufgebaut, dass mit Hilfe eines oszillierenden Ventilators immer wieder für einen leichten Luftzug am Handschuh gesorgt wurde. Im Freien ist ja auch immer eine Luftbewegung um den Handschuh, sei es durch Wind oder einfach nur durch das Pendeln der Hände beim Laufen. Wie beim vorangegangenen Test habe ich in bestimmten Zeitabständen die Temperatur gemessen, diesmal fand die Messung in der Fingerkappe der Handschuhe statt.
Wichtig: Es wurde nicht direkt die Temperatur der Pads gemessen. Statt dessen wurde die Temperatur auf der Innenseite der Fingerkappe gemessen, dort wo beim Tragen der Handschuhe die Finger Kontakt mit der Tasche haben, in der die Pads eingeschoben sind. Die Messungen erfolgten über einen Zeitraum von 12 Stunden. Zu Beginn erfolgte die Messung wieder in kürzeren Intervallen um das Aufheizen genauer abbilden zu können. Später wurde dann jeweils im Abstand von 30 Minuten gemessen.
Fleece-Handschuhe:
Abb-4: Temperaturverlauf über die Zeit bei Einsatz im Fleece-Handschuh
Softshell-Handschuhe:
Abb-5: Temperaturverlauf über die Zeit bei Einsatz im Softshell-Handschuh
Vergleich der Messergebnisse
Beim Vergleich der beiden Messungen im Handschuh mit der Messung an freier Luft fällt auf, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Pads nicht mehr so deutlich ausfallen. Gerade bei den Pads, die an freier Luft noch besonders hohe Werte erreicht haben, verläuft die Kurve nun deutlich flacher, mit einem etwas langsameren Temperaturanstieg und geringerer Spitzentemperatur. Womöglich kommt die Reaktion im Handschuh durch den eingeschränkten Luftaustausch nicht so gut in Gang, wie dies an der freien Luft der Fall ist. Das würde auch erklären, warum im Vergleich der beiden Handschuh-Typen die Temperatur in den Softshell-Handschuhen nochmals geringer ausfällt. Schließlich sind die Softshell-Handschuhe winddichter als die Fleece-Handschuhe. Umgekehrt isolieren die Softshell-Handschuhe aber auch besser, was sich darin zeigt, dass sie ein Temperaturniveau länger halten im Vergleich zu den Fleece-Handschuhen.
Interessant ist, dass die Wärmer von TheHeatCompany zwar immer noch am unteren Rand des Temperaturbereichs zu finden sind, der Abstand zu den anderen Kandidaten ist jedoch nicht mehr so deutlich, wie dies noch bei der Messung an freier Luft der Fall war. Im Gegensatz zu allen anderen Kandidaten, erreichen die Pads von TheHeatCompany im Handschuh jeweils höhere Werte als an der frischen Luft.
Inhalt:
[wp-svg-icons icon=”checkmark” wrap=”i”] | Einleitung |
[wp-svg-icons icon=”checkmark” wrap=”i”] | Vorgeschichte – Wie es zu dem Vergleich kam |
[wp-svg-icons icon=”checkmark” wrap=”i”] | Handwärmer im Vergleich – Test an der Luft |
[wp-svg-icons icon=”checkmark” wrap=”i”] | Handwärmer im Vergleich – Test im Handschuh |
[wp-svg-icons icon=”play-3″ wrap=”i”] | Zusammenfassung und Empfehlungen |
Hallo Michael,
bin gegeistert von Deiner umfassenden Analyse der verschiedenen HeizPads. Bisher habe ich immer tapfer durchgefroren, aber durch Deine Untersuchung werde ich jetzt auch mal den ein oder andere HeizPad ausprobieren. Danke dafür. Hast Du das auch schon mal in Wanderschuhen gegen die kalten Zehen ausprobiert? Funktioniert das? Oder sind hier eher die beheizbaren Sohlen oder Strümpfe vor zu ziehen? Hast Du da schon Erfahrung?
LG Manfred
Hallo Manfred,
mit Pads für die Zehen habe ich mich noch nicht so intensiv beschäftigt, da ich echte Probleme mit der Kälte nur an den Fingern habe.
An dieser Stelle kann ich aber gerne die Erfahrung meiner Frau weitergeben, die als Reitlehrerin mit langem Stehen auf kaltem Reithallenboden zu kämpfen hat. Sie nutzt die Zehenwärmer von ThermoPad (da haben auch die Handwärmer in meinem Test gut abgeschnitten) und von WarmPack (da hatte ich keine Handwärmer im Test). Letzteren gibt sie im direkten Vergleich sogar den Vorzug. Ich verlinke die mal hier: https://www.amazon.de/gp/product/B00P10GDRS/ (ist kein Affiliate Link, ich habe grundsätzlich keine Vorteile davon, wenn jemand etwas kauft, was ich auf meiner Webseite empfehle).
Grüße, Michael
Hallo Michael, jetzt ist ja etwas Zeit seit Deinen Messreihen vergangen. Hast Du inzwischen mit Deiner neuen Wahl Erfahrungen gemacht. Ich frage, weil ich nach den Messdaten eigentlich nur zu TheHeatCompany Produkten Vertrauen hätte. Bei den anderen hätte ich Sorge vor Verbrühungen. Habe schlechte Erfahrungen mit einer zu heissen Wärmeflasche gemacht.
Hallo Michael! Das ist ja wirklich beeindruckend, welchen Aufwand du für diesen Test betrieben hast. Zum Teil habe ich das ja live mitbekommen. Du hast meinen Respekt für diese Fleißarbeit und überhaupt für den gesamten Aufbau. Es gibt jede Menge “offizielle” Tester für diverse Dinge, aber in diesem Fall hätte ich mehr Vertrauen in deine Ergebnisse, als in die von anderen, bei denen ich mir nicht immer 100%ig sicher wäre, ob die nicht doch gesponsort oder von irgendwelchen Ideologien beeinflusst sind. Eigentlich schade, dass ich bei meinen Aktionen draußen eigentlich selten kalte Hände habe… 😉 Vielen Dank für deine Mühen und diesen Artikel!
Was nützt ein Taschenofen im Stiefel? Ich nutze diese Heizpads eher in den Winterschuhen bei längeren Touren und Kälte unter 0°C.
Danke für diesen lehrreichen, fast wissenschaftlichen Test.
Lieben Dank, Raik.
Du durftest ja den ersten Teil, den Ausfall der Heizung am Bryce Canyon, live miterleben.
Werde nach und nach die Pads, die ich vom Testen übrig habe aufbrauchen und damit nochmal die Ergebnisse aus der Messung in der Praxis verifizieren. Vor ein paar Tagen war ich bereits mit den Decathlon-Pads (Aptonia) unterwegs und das hat sehr gut funktioniert. Wenn wir uns das nächste mal sehen, packe ich Dir ne Auswahl in den Rucksack. 😉
LG, Michael
Danke für den sehr guten Blogeintrag, der für mich genau zum richtigen Zeitpunkt kam.
Ich bin gerade dabei mir Handschuhe fürs Fotografieren von The Heat Company zu bestellen und wollte mir dabei auch gleich von der selben Firma Handwärmer mitbestellen. Die Handschuhe sind bestellt, aber bei den Handwärmern bin ich auf ThermoPad und HeatPaxx ausgewichen.
Hallo Rainer,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich, wenn Dir der Artikel weitergeholfen halt. Schreib mir doch nach dem Winter noch mal Deine Erfahrungen.
Grüße, Michael
Hallo Michael,
vielleicht trifft man sich ja mal im Winter beim Fotografieren irgendwo in der Pfalz.
Die Handschuhe sind mittlerweile eingetroffen und die Firma The Heat Company war so freundlich zu den Handschuhen noch einen Zehnerpack Handwärmepads beizulegen. Jetzt habe ich insgesamt 30 Paar Handwärmer; das sollte erstmal eine Zeit lang reichen.
Hallo Rainer,
dann bist Du ja perfekt für den Winter gerüstet (hoffen wir mal, dass er auch kommt…). 🙂
Du, das würde mich freuen, wenn wir uns da über den Weg laufen. Woran erkennen wir uns? Warme Finger! 😉
LG, Michael
Und am Ende werden die ganzen Pads weggeworfen? Da liebe ich mir doch meinen Zippo-Taschenofen – kann man leicht nachfüllen und hält er hält superwarm – Messungen wie die Deinen habe ich natürlich nie angestellt – passt ebenso in die Klappen der Handschuhe und in Sachen Umwelt fühle ich mich da doch besser. Natürlich weiß ich nicht, ob Du zwischendurch “nachladen” musst – 2 Taschenofen haben mir bei -12 Grad schon die Nacht gemütlicher gemacht – hin und wieder zu den Akkus in die Tasche geschoben, waren auch die länger bereit mitzuarbeiten 😉 Aber man muss sie halt vorher füllen und das ist für unterwegs evtl. nicht machbar.