Seite 2 – Vorgeschichte – Wie es zu dem Vergleich kam:
Wenn die Heizung ausfällt
Dezember 2016: Im Rahmen der Vorbereitungen für meinen Fototrip in den Südwesten der USA habe ich meine beheizbaren Handschuhe von TheHeatcompany aus WindEx (Fleece) gegen das gleiche Modell aus Softshell ersetzt. Immerhin haben die Fleece-Handschuhe schon über fünf Jahre auf dem Buckel, sind reichlich abgewohnt und mit dem Softshell gibt es mittlerweile eine Variante, die deutlich weniger Feuchtigkeit aufnimmt und dabei auch noch sehr gut winddicht ist. Nachdem ich mit den Handwärmern in den Handschuhen schon sehr gute Erfahrungen gemacht habe, bestellte ich mir bei der Gelegenheit gleich noch Zehenwärmer mit, die nach dem gleichen Prinzip wie die Handwärmer funktionieren (Eisenoxid) und auf die Socken über die Zehen geklebt werden.
Von den Handwärmern hatte ich zwar noch ein paar Päckchen, allerdings wusste ich nicht, ob die ausreichen würden, wenn wir mehrere Tage sehr kalt haben würden. Zudem war ich mir auch nicht sicher, ob die durch die Lagerzeit nicht schon etwas an möglicher Heizleistung verloren haben. Schließlich waren die schon drei Jahre über dem Verfallsdatum. Zwar hatte ich bisher noch keine nachlassende Leistung bemerkt, aber ich wollte kein Risiko eingehen und habe letztendlich auch zehn Paar neue Handwärmer bestellt. Damit, und in Verbindung mit meinen neuen Softshellhandschuhen, so war ich mir sicher, wäre ich gut gerüstet für alles was an Kälte so kommen würde. An der Stelle würde ich jetzt gerne Heinz Erhard zitieren: “Sie sollten nicht alles glauben, was Sie denken!”
Bryce Canyon an einem Abend im Januar 2017. Es wird kalt…
Januar 2017: Zusammen mit meinem Freund Raik stehe ich auf 2600m Höhe am Rand des Bryce Canyon. Die Landschaft ist ein Wintermärchen. Rote Felsen haben eine weiße Schneemütze, darüber ist der wolkenlose blaue Himmel. Wir wollen zum Sonnenuntergang fotografieren und anschließend die geringe Lichtverschmutzung nutzen um den Sternenhimmel über der Winterlandschaft im Bild festzuhalten. Während wir uns abmarschbereit machen, klebe ich mir die Fußwärmer auf die Zehen und bereite die Handwärmer vor. Dazu nehme ich sie aus der luftdicht verschweissten Verpackung, schüttele sie kurz auf und lasse sie für wenige Minuten auf dem Tisch liegen, damit die chemische Reaktion in Gang kommen kann und wärme erzeugt wird. Anschließend stecke ich die Handwärmer in die dafür vorgesehenen Taschen der Handschuhe. Bereits hier merke ich, dass die Zehenwärmer schon wohlig Wärme abgeben (so wie ich es eigentlich auch von den Handwärmern kenne), während die neuen Handwärmer bestenfalls lauwarm geworden sind.
Während wir im Abendlicht fotografieren, ist die Außentemperatur nur knapp im Minusbereich. Die Handwärmer in den Handschuhen geben weiterhin kaum Wärme ab. Die Kamera ist längst eisig kalt geworden und überträgt das bei jeder Berührung auch direkt auf die Finger. Ich muss immer längere Pausen machen, um meine Hände durch Reiben und Anhauchen wieder soweit auf Temperatur zu bringen, dass ich einigermaßen die Kamera bedienen kann. Schließlich tausche ich die Handwärmer gegen die Reservepads, die ich immer im Rucksack habe. Diese sind ebenfalls aus der neuen Lieferung und auch die werden nicht wirklich warm. Es ist kein Vergleich zu dem was ich bisher kenne, was mir bspw. bei -17°C an der Hoegne über Stunden das Fotografieren ermöglichte. Meine Finger bleiben kalt und schmerzen zunehmend. Als dann nach Sonnenuntergang die Temperaturen rasch in den zweistelligen Minusbereich fallen, muss ich abbrechen und kann den wunderschönen Sternenhimmel über dem Bryce Canyon nur in meiner Erinnerung festhalten. Für einen Fotografen ist es sowas wie die Höchststrafe, wenn er sein Motiv zwar ansehen aber nicht fotografieren kann. Entsprechend angenagt bin ich.
Morgen früh zum Sonnenaufgang wollen wir natürlich wieder raus und ich mache mir während des Abendessens Sorgen, wie ich das hinbekomme mit der Kälte und meinen Fingern. Der Rückweg vom Restaurant zum Zimmer führt am Grocery Store unseres Hotels vorbei. Der ist zwar nur halb so groß wie ein durchschnittlicher Aldi-Markt, hat aber ein Sortiment wie Amazon. In einer Ecke sehe ich jede Menge Outdoorsachen, mache mich dort auf die Suche und finde tatsächlich Handwärmer! Sie sind von einer Marke, die ich nicht kenne. Das ist mir aber in dem Moment egal, ich kaufe begeistert ein Paar und bin wieder beruhigt, was den kommenden Morgen angeht. Rückblickend muss ich an dieser Stelle leider wieder den Heinz Erhard zitieren: “Sie sollten nicht alles glauben, was Sie denken!”
Als wir uns am nächsten Morgen fertig zum Abmarsch machen, ist es fast das gleiche Spiel wie am Abend zuvor: Während das nächste Paar Zehenwärmer schon kräftig heizt wollen die neuen Handwärmer aus dem Grocery Store einfach nicht so richtig auf Temperatur kommen. Sie sind zwar etwas wärmer, werden aber nicht wirklich wohlig warm. Es geht infolgedessen ein wenig besser wie noch gestern Abend, aber wirklich gut gewärmt haben die Dinger auch nicht. Es war auf dieser Reise der letzte Morgen in der Kälte und ich stehe vor einem Rätsel: Habe ich eine fehlerhafte Charge von Handwärmern von TheHeatcompany erhalten? Waren die US-Handwärmer einfach nur Schrott oder lag auch da ein Chargenfehler vor? Letzteres wäre schon ein sehr großer Zufall. Sollte es vielleicht an den Softshell-Handschuhen liegen? Aber dann hätten die Pads ja trotzdem außerhalb der Handschuhe spürbar Wärme abgeben müssen. Und wieso haben in der gleichen Umgebung zur gleichen Zeit die Zehenwärmer gut Wärme abgegeben, während die Handwärmer nicht richtig warm wurden? Irgendwie passte das alles nicht so recht zusammen.
Ich schreibe noch aus den USA ein Mail an den Support von TheHeatcompany und bekomme wenig später eine Antwort, die einen Chargenfehler ausschließt. Etwas witzig finde ich dabei die Begründung mit der ein Chargenfehler ausgeschlossen wird: Es hat sich sonst noch niemand beschwert. Achso, ja dann. Und wenn die einfach alle erfroren sind?^^ Egal, das bringt mich nicht weiter und ich beschließe dem zu Hause in Ruhe auf den Grund zu gehen.
Wieder zu Hause in Deutschland und mit etwas Abstand zu der Sache, komme ich zu dem Entschluß, dass ich nicht für den Hersteller auf Fehlersucher gehen will. Stattdessen will ich herausfinden, mit welchen Handwärmern ich in Zukunft am Besten unterwegs sein werde. Somit gilt es, unter verschiedenen Produkten das zu finden, was (in meinen Handschuhen und für meine Zwecke) am Besten funktioniert. Also, auf zu einem Vergleichstest!
Inhalt:
[wp-svg-icons icon=”checkmark” wrap=”i”] | Einleitung |
[wp-svg-icons icon=”checkmark” wrap=”i”] | Vorgeschichte – Wie es zu dem Vergleich kam |
[wp-svg-icons icon=”play-3″ wrap=”i”] | Handwärmer im Vergleich – Test an der Luft |
Handwärmer im Vergleich – Test im Handschuh | |
Zusammenfassung und Empfehlungen |
Hallo Michael,
bin gegeistert von Deiner umfassenden Analyse der verschiedenen HeizPads. Bisher habe ich immer tapfer durchgefroren, aber durch Deine Untersuchung werde ich jetzt auch mal den ein oder andere HeizPad ausprobieren. Danke dafür. Hast Du das auch schon mal in Wanderschuhen gegen die kalten Zehen ausprobiert? Funktioniert das? Oder sind hier eher die beheizbaren Sohlen oder Strümpfe vor zu ziehen? Hast Du da schon Erfahrung?
LG Manfred
Hallo Manfred,
mit Pads für die Zehen habe ich mich noch nicht so intensiv beschäftigt, da ich echte Probleme mit der Kälte nur an den Fingern habe.
An dieser Stelle kann ich aber gerne die Erfahrung meiner Frau weitergeben, die als Reitlehrerin mit langem Stehen auf kaltem Reithallenboden zu kämpfen hat. Sie nutzt die Zehenwärmer von ThermoPad (da haben auch die Handwärmer in meinem Test gut abgeschnitten) und von WarmPack (da hatte ich keine Handwärmer im Test). Letzteren gibt sie im direkten Vergleich sogar den Vorzug. Ich verlinke die mal hier: https://www.amazon.de/gp/product/B00P10GDRS/ (ist kein Affiliate Link, ich habe grundsätzlich keine Vorteile davon, wenn jemand etwas kauft, was ich auf meiner Webseite empfehle).
Grüße, Michael
Hallo Michael, jetzt ist ja etwas Zeit seit Deinen Messreihen vergangen. Hast Du inzwischen mit Deiner neuen Wahl Erfahrungen gemacht. Ich frage, weil ich nach den Messdaten eigentlich nur zu TheHeatCompany Produkten Vertrauen hätte. Bei den anderen hätte ich Sorge vor Verbrühungen. Habe schlechte Erfahrungen mit einer zu heissen Wärmeflasche gemacht.
Hallo Michael! Das ist ja wirklich beeindruckend, welchen Aufwand du für diesen Test betrieben hast. Zum Teil habe ich das ja live mitbekommen. Du hast meinen Respekt für diese Fleißarbeit und überhaupt für den gesamten Aufbau. Es gibt jede Menge “offizielle” Tester für diverse Dinge, aber in diesem Fall hätte ich mehr Vertrauen in deine Ergebnisse, als in die von anderen, bei denen ich mir nicht immer 100%ig sicher wäre, ob die nicht doch gesponsort oder von irgendwelchen Ideologien beeinflusst sind. Eigentlich schade, dass ich bei meinen Aktionen draußen eigentlich selten kalte Hände habe… 😉 Vielen Dank für deine Mühen und diesen Artikel!
Was nützt ein Taschenofen im Stiefel? Ich nutze diese Heizpads eher in den Winterschuhen bei längeren Touren und Kälte unter 0°C.
Danke für diesen lehrreichen, fast wissenschaftlichen Test.
Lieben Dank, Raik.
Du durftest ja den ersten Teil, den Ausfall der Heizung am Bryce Canyon, live miterleben.
Werde nach und nach die Pads, die ich vom Testen übrig habe aufbrauchen und damit nochmal die Ergebnisse aus der Messung in der Praxis verifizieren. Vor ein paar Tagen war ich bereits mit den Decathlon-Pads (Aptonia) unterwegs und das hat sehr gut funktioniert. Wenn wir uns das nächste mal sehen, packe ich Dir ne Auswahl in den Rucksack. 😉
LG, Michael
Danke für den sehr guten Blogeintrag, der für mich genau zum richtigen Zeitpunkt kam.
Ich bin gerade dabei mir Handschuhe fürs Fotografieren von The Heat Company zu bestellen und wollte mir dabei auch gleich von der selben Firma Handwärmer mitbestellen. Die Handschuhe sind bestellt, aber bei den Handwärmern bin ich auf ThermoPad und HeatPaxx ausgewichen.
Hallo Rainer,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich, wenn Dir der Artikel weitergeholfen halt. Schreib mir doch nach dem Winter noch mal Deine Erfahrungen.
Grüße, Michael
Hallo Michael,
vielleicht trifft man sich ja mal im Winter beim Fotografieren irgendwo in der Pfalz.
Die Handschuhe sind mittlerweile eingetroffen und die Firma The Heat Company war so freundlich zu den Handschuhen noch einen Zehnerpack Handwärmepads beizulegen. Jetzt habe ich insgesamt 30 Paar Handwärmer; das sollte erstmal eine Zeit lang reichen.
Hallo Rainer,
dann bist Du ja perfekt für den Winter gerüstet (hoffen wir mal, dass er auch kommt…). 🙂
Du, das würde mich freuen, wenn wir uns da über den Weg laufen. Woran erkennen wir uns? Warme Finger! 😉
LG, Michael
Und am Ende werden die ganzen Pads weggeworfen? Da liebe ich mir doch meinen Zippo-Taschenofen – kann man leicht nachfüllen und hält er hält superwarm – Messungen wie die Deinen habe ich natürlich nie angestellt – passt ebenso in die Klappen der Handschuhe und in Sachen Umwelt fühle ich mich da doch besser. Natürlich weiß ich nicht, ob Du zwischendurch “nachladen” musst – 2 Taschenofen haben mir bei -12 Grad schon die Nacht gemütlicher gemacht – hin und wieder zu den Akkus in die Tasche geschoben, waren auch die länger bereit mitzuarbeiten 😉 Aber man muss sie halt vorher füllen und das ist für unterwegs evtl. nicht machbar.