Inversionswettelagen mit richtig fettem Nebel in den Tälern und einer klar definierten Nebelobergrenze waren in diesem Herbst bisher Mangelware in der Pfalz. Wir hatten ein paar schöne Herbststimmungen mit aufsteigendem Bodennebel, darüber will ich mich auch nicht beklagen. Dieser dicke, satte Nebel, der sich in den Wald hineindrückt, der wie ein See in den Tälern steht und der sich zäh über die Landschaft gießt, war allerdings Mangelware. Im September dachte ich, das wird schon noch werden. Mit fortschreitender Herbstfärbung der Wälder im Oktober wurde ich dann zunehmend nervös. Den Peak der Laubfärbung hatten wir schon überschritten, als sich dann Mitte November doch noch eine Wetterlage abzeichnete, die Hoffnung machte. Es war klar, dass ich diese Chance nicht ungenutzt lassen wollte.
Zusammen mit Christian machte ich mich auf den Weg bzw. erst mal an die Planung. Die Wettermodelle waren sich zwar einig, daß es eine Inversionswetterlage mit Nebel geben sollte, die Vorhersagen über die tatsächliche Nebelobergrenze gingen aber weit auseinander. Wir suchten uns daher mehrere Locations heraus, die auf unterschiedlicher Höhe lagen und wollten uns dann vor Ort so entscheiden, daß wir über dem Nebel sein werden. Während es den Berg hinauf ging, behielten wir das GPS im Auge und bei einer Höhe von ca. 370m erreichten wir die Nebelobergrenze. Der Aussichtspunkt, den wir nun ansteuerten, lag auf ca. 415m und damit in gutem Respektabstand zum Nebel, sollte der doch noch weiter aufsteigen. Als wir aus dem Wald auf die Lichtung traten, lag vor uns ein Nebelmeer aus dem die Hügel des Pfälzerwaldes wie Inseln herausragten.

Nebelmeer vor Sonnenaufgang

Dieser Anblick hat fast schon etwas Meditatives und ich brauche lange, bis ich mich von der Betrachtung der Szenerie lösen und nach weiteren Motiven suchen kann.

Eine ganze Weile beobachte ich die Nebeldecke und stelle dabei fest, dass der Nebel sehr kompakt ist an diesem Morgen. Er hebt oder senkt sich kaum und entsprechend wenig Veränderungen zeigen sich in der Nebelfläche. Dort wo der Nebel an den Hang unter uns trifft, umspielt er die Bäume an der Nebelgrenze. Mir gefällt das sehr gut und so beschließe ich, mit dem Teleobjektiv in diesem Bereich Landschaftsdetails zu suchen.

Nebel umspielt die Bäume an der Nebelgrenze

Es wird zunehmend heller, aber noch steht die Sonne unter dem Horizont und ein weiches, indirektes Licht liegt über der Landschaft. Der Nebel reflektiert dieses Licht und so entsteht eine Ausleuchtung ohne Schatten, die überraschend satte Farben bietet. Meine Aufmerksamkeit fällt auf zwei Bäume, die noch gelbes Herbstlaub tragen. Immer wieder schwappt der Nebel wie eine Welle über diese beiden Bäume. Ich wähle den Bildausschnitt und warte bis eine Nebelwelle die Bäume scheinbar umrahmt.

Zwei Herbstbäume im Nebel

Die Sonne geht nun auf und streicht über die Landschaft. Hier finde ich die Motive besonders spannend, bei denen ein Teil des Bildes noch im Schatten liegt, während ein anderer Teil die ersten Sonnenstrahlen abbekommt. Lange muss ich auf diese Lichtsituation nicht warten.

An der Grenze von der Nacht zum Tag

Während ich erwarte, dass es jetzt rasch heller wird und die Kontraste schon sehr bald zu groß werden, suche ich noch nach ein paar Landschaftsausschnitten im Nebel. Dabei bemerke ich, wie das Bild von der rechten oberen Ecke ausgehend eine orangene Färbung bekommt. Da die Sonne aber von links oben in das Bild scheint, tippe ich zunächst auf eine Reflexion im Objektiv, was zu diesem Effekt führt. Chris steht ein paar Meter neben mir und scheint gerade das gleiche zu bemerken. Plötzlich erkennen wir, dass das kein Reflex im Objektiv ist, sondern eine aufsteigende Nebelschicht, die von der Sonne hinterleuchtet wird. Für wenige Sekunden entsteht jetzt ein sehr intensives, orangenes Leuchten wo die Sonne durch den Nebel scheint, während der Rest des Bildes noch im Schatten liegt. Dann ist dieses Schauspiel auch schon wieder vorbei. Ich habe so etwas in dieser Intensität noch nie beobachtet und bin sehr froh, dass ich das nicht nur sehen durfte, sondern auch noch im Bild festhalten konnte.

Die Sonne lässt die Nebel leuchten

Spätestens jetzt empfinde ich jedes weitere Bild an diesem Morgen nur noch als Zugabe in dem grandiosen Schauspiel, das mir hier geboten wird. Noch einmal wird es spannend, als die Sonne ihre Strahlen durch die Baumreihe auf einem Hügelkamm schickt und dabei die Schatten der Baumreihen auf die Nebeldecke fallen.

Die Sonne projeziert die Schatten der Bäume auf den Nebel

Danach ist dann aber tatsächlich der Punkt erreicht, an dem die Kontraste zu hart werden für eine Aufnahme. Wir bleiben noch ein wenig in der Sonne stehen, trinken den letzten Schluck Kaffee aus der Thermoskanne und machen uns dann zufrieden auf den Weg zurück durch den Wald.

Danke fürs Lesen!