Wie kam es zu diesem Beitrag?

Jedes Jahr zum Jahresende blicke ich zurück auf das, was ich fotografisch erlebt habe. Dabei stelle ich jedes dann mal fest, dass es (wieder) ein geniales Jahr war und ich vor lauter Fotografieren und Abenteuer nicht dazu gekommen bin, diese Erlebnisse entsprechend mit den Lesern in meinem Blog zu teilen. Neben den obligatorischen Vorsätzen, dass im neuen Jahr alles besser wird, habe ich in diesem Jahr beschlossen, zumindest etwas Schadensbegrenzung zu betreiben, in dem ich hier eine Auswahl meiner Bilder aus 2021 zeige.

Warum sind es diese Bilder hier geworden?

Im Jahr 2021 habe ich mehr als. 4.000 Aufnahmen gemacht. Bei der Durchsicht dieser Aufnahmen war sehr schnell klar, dass es nicht so einfach möglich sein wird, diese Aufnahmen in eine eindeutige Reihenfolge zu bringen. Dazu sind die Bilder einfach zu unterschiedlich. Sowohl von den Motiven, als auch von der Bildaussage und ganz zu schweigen von den persönlichen Emotionen, die ich mit den Aufnahmen immer wieder verbinden. In allen diesen Aspekten haben meine Bilder viele verschiedene Stärken und gelegentlich auch Schwächen.
Eigentlich ist es das gleiche, wie bei Fotowettbewerben: Die eine (zufällig zusammengesetzte) Jury wird sich auf eine bestimmte Auswahl einigen, während eine anderes besetzte Jury aus den selben Bildern eine ganz andere Auswahl treffen wird.

Die Jury bin in dem Fall ich und daher habe ich beschlossen, dass die Bilder in der Endauswahl mindestens eine der folgenden Kriterien erfüllen müssen.

Besonderes Licht: Der glühende Himmel vor Sonnenaufgang oder die kleine Lücke in den Wolken, die das Sonnenlicht wie einen Spot auf das Motiv lenkt. Nicht alltägliche Lichtverhältnisse tragen oft zu einem außergewöhnlichen Bild bei.

Besonderes Wetter: Sei es der Regenbogen oder die Nebelwand, die gerade den Berg verschluckt. Landschaften bei ganz speziellen Wetterverhältnissen haben ebenfalls ihren Reiz und sorgen oftmals für Bilder, die sich von anderen Bildern abheben.

Ungewohnte Ansichten: Neue oder einfach nur andere Ansichten von bekannten Motiven heben ein Bild aus der Masse genau so hervor, wie Motive, die man auf Anhieb erst mal nicht mit einer bestimmten Gegend in Verbindung bringt.

Belohnte Geduld: Wenn ich sehr lange warten musste, bis endlich die Bedingungen für ein Bild gepasst haben, oder wenn ich immer wieder einen Anlauf unternehme, bis endlich das Motiv so im Kasten ist, wie ich mir das lange gewünscht habe, dann ist das für mich ebenfalls etwas, was ein Bild besonders macht.

Außergewöhnlicher Moment: und zu guter letzt, das berühmte fliegende Einhorn, das bei Vollmond über den Regenbogen springt… ach, ihr wisst schon was ich damit sagen will. 😉

Je stärker ein Bild in einem dieser Aspekte ist und/oder je mehr dieser Aspekte es in sich vereint, um so bessere Chancen hatte es, in meiner persönlichen Top-10 für 2021 zu landen.

So, nun genug geredet bzw. geschrieben. Fangen wir einfach an, ich wünsche Euch jetzt schon viel Spaß beim Lesen!

Ach so, noch ein Tip, bevor es losgeht: Wenn Ihr die Bilder anklickt, erscheinen sie in groß! 😉

 

Platz 10 – Giganten im Schnee

Schnee in der Pfalz ist etwas besonders. Etwas, das bei uns bei weitem nicht selbstverständlich ist. Dazu sind unsere Winter zu mild und der Klimawandel tut sein übriges dazu. Das hindert einen Fotografen jedoch nicht daran, einen Motivwunsch zu haben. Spätestens seit meiner Winterreise in den Südwesten der USA, war es mein Motivwunsch, die eindrucksvollen pfälzer Buntsandsteinfelsen im frischen Schnee zu fotografieren. Um so aufgeregter war ich, als es im Ausnahmewinter 2020 schließlich Schnee bis in in immer tiefere Lagen der Pfalz gab. Am mächtigsten Buntsandsteinmassiv, den Altschloßfelsen, wurde das Motiv, auf das ich mehrere Jahre gehofft hatte, schließlich Wirklichkeit.  

Platz 9 – Eine Location wie aus dem Bilderbuch

Einen nicht unerheblichen Teil meiner Zeit, verbringe ich damit neue Locations zu suchen und mögliche Fotospots zu erkunden. Im Dezember letzten Jahres, war ich dazu in den Wäldern bei Ramberg unterwegs um mir ein paar Felsen anzuschauen, als ich von einem Wetterwechsel überrascht wurde. Er tauchte den Wald in dichten Nebel und als der Nebel aufriss, kam ich zufällig an einer Lichtung vorbei und traute meinen Augen nicht, als auf einmal eine Burg aus dem Nebel herausschaute. Es war die Ruine Meistersel. Ich notierte mir diesen zufällig entdeckten Ort und als am Ostermontag der Durchzug einer Schneefront mit anschließendem Aufreissen der Wolkendecke prognostiziert wurde, war ich mit meiner Kamera dort und staunte abermals nicht schlecht: Diese Hügelstaffelung, dazu noch vier Burgen im Bild, das ist gerade zu ikonisch für die Pfalz. Der angezuckerte Wald mit der Abendsonne und dem Spot auf der Burg, war das Sahnehäubchen auf diesem Motiv.  

Platz 8 – Die Pfalz einmal ganz anders

Oft ist man als Fotograf sehr eingefahren in seinen Motiven. Dabei tut es gut, bewusst entgegen aller Gewohnheiten auf Motivsuche zu gehen. In meinem Fall hieß das “weg von den Tagesrandzeiten, weg von den Aussichten und weg von den Nebelstimmungen” statt dessen ging es zur Nachmittagszeit in eine landwirtschaftlich geprägte Gegend, in der ich diesen einzelnen Baum auf einem frühjahrsgrünen Feld fand. Statt, wie sonst oft, 15kg Fotogepäck auf dem Rücken zu tragen, lag hier nur meine Kamera mit dem 24-105mm Objektiv und Polfilter im leichten Wanderruck zwischen Brotzeit und Wasser (lies: Salami, Flute und Rotwein). Weil dieses Motiv so anders, so minimalistisch ist im Gegensatz zu meinen sonstigen Motiven aus der Pfalz und weil das Bild auch ganz anders entstand, ist es in gewisser Weise eine besondere Aufnahme für mich, die ihren Platz hier gefunden hat.

 

Platz 7 – Azenhas do Mar

Als ich im Herbst 2018 zum ersten mal an der portugiesischen Atlantik-Küste bei Sintra fotografierte, kam ich zwar ein paar mal in Azenhas Do Mar vorbei und im Hinterkopf war auch die Info verankert “geiles Motiv!” – nur kam ich nicht dazu es standesgemäß abzulichten, also am Abend und zur blauen Stunde, wenn die Lichter der Stadt angehen und gleichzeitig noch Resthelligkeit in der Landschaft vorhanden ist. Im Jahr 2019 hatte dieses Motiv Priorität und ich freute mich schon darauf, doch auch daraus wurde nichts, denn bei gleich zwei Reisen dorthin, war im Ort ein Monster-Kran aufgebaut, der Befestigungsarbeiten an der Steilküste unterstützte. Bei meinem vierten Anlauf, im Dezember 2021, sollte es dann endlich klappen. An dem Abend an dem diese Aufnahme entstand, war ein Sturm, der es erforderte, dass ich mein Stativ während der 20 Sekunden Belichtungszeit mit beiden Händen nach unten zog, damit es nicht mit samt der Kamera umgeweht wird. Aber die Aufnahme war endlich im Kasten und wenn sich ein Motiv nach so langem Warten dann doch so zeigt, gehört es in meine Top-Aufnahmen des Jahres!

Platz 6 – Neue Wege und besondere Herausforderungen

Auch dieses Motiv musste ich mir erarbeiten, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Da waren zunächst die Herausforderungen vor Ort. Damit meine ich das scouten dieser Location und das anschließende Aufsuchen mit idealem Stand der Milchstraße, sowie bei passenden atmosphärischen Bedingungen. Dazu musste das noch in das erlaubte Zeitfenster passen, denn auf Madeira war zu der Zeit eine nächtliche Ausgangssperre, die uns vorgab, wann wir wieder in der Unterkunft sein mussten. Dann habe ich hier für mich technisches Neuland betreten. Zum ersten mal habe ich mit einem Aufnahme-Stack und Darkframes gearbeitet, was das Rauschen unglaublich reduziert und Bildqualität bei diesen Aufnahmen auf ein vollkommen neues Niveau hebt. Zu guter letzt kommt dazu, daß ich mit dem LAOWA RF 15mm F2 jetzt endlich ein Objektiv gefunden habe, mit dem ich im Bereich Sterne-Fotografie zufrieden bin. Jeder einzelne diese Punkte für sich ist keine große Sache, aber die Kombination, die dann zu diesem Ergebnis geführt hat, weist dieser Aufnahme in meinem Rückblick auf 2021 schon einen besonderen Platz zu.

 

Platz 5 – Der Sonnenaufgang des Jahres in der Pfalz

Wenn sich im Herbst, ganz unauffällig, ein bunter Sonnenaufgang in den Wettermodellen heranschleicht, der immer besser wird in der Vorhersage und sich nach und nachimmer mehr Wettermodelle dieser Vorhersage anschließen, dann ist das alleine für sich ja schon eine schöne Sache. Wenn dann noch die Chance auf Nebel besteht und einem einfach die Erfahrung aus vielen Jahren Fotografie in der Pfalz sagt, wo dazu wohl der beste Spot sein wird, dann macht es das Gesamtpaket nicht gerade schlechter. Wenn man sich dann trotz einer heftigen Erkältung aus dem Bett und den Berg hinauf quält, weil man an die Wettersituation glaubt und mit einer Wetter- und Lichtsituation belohnt belohnt wird, die alle Erwartungen nochmals übertrifft, dann ist das zweifelsohne eine der Top-Aufnahmen aus 2021!

 

Platz 4 – Die Burg vom Nebel umspült

Platz 4 geht an ein weiteres Exemplar aus der Kategorie “Das Bild habe ich schon sehr lange im Kopf”, gepaart mit einem “unverhofft kommt oft”-Moment. Mein lange gehegter Bildwunsch war die Burg Berwartstein im Herbstwald, malerisch umspült von Nebel. Eigentlich wollte ich an diesem Morgen auf die Burg Drachenfels, aber bereits beim Aufstieg zur Burg erkannte ich Baugerät und am Eingangstor musste ich umkehren – der Hinweis auf die Sperrung war eindeutig. Es blieb nicht mehr all zu viel Zeit, um nach einer Ausweichlocation zu suchen. Meine Wahl fiel auf den Schlüsselfels, ganz in der Nähe. Selbst das verlangte noch ein sportliches Tempo beim Aufstieg (wer die Strecke kennt: knapp über 10 Minuten), um rechtzeitig vor dem Sonnenaufgang oben an zu kommen. Es war jedoch erst mal kein Nebel um die Burg zu erkennen und das Attribut “langweilig” machte sich beim Blick aufs Display breit. Aber links von der Burg, in dem Bereich den ich eigentlich von der Drachenfels aus ideal im Blick gehabt hätte, bildete sich Nebel. Mit dem Sonnenaufgang setzte sich dieser Nebel plötzlich in Bewegung und floss in das Tal um die Berwartstein. Es war letztendlich das perfekte Timing mit der Sonne, dass just in diesem Moment, als es die Sonne über den Berg hinter der Burg packte, der Nebel die Burg perfekt umfloß.  

Platz 3 – Die ersehnte Nebelwelle

Es gibt Motive, die hat man vor der Haustür und kann sie, mit ein wenig Geduld. fast beliebig fotografieren. Bei uns in der Pfalz sind das Nebelstimmungen über der Waldlanschaft. Was wir hingegen nicht haben, sind Nebelwellen, die sich schön ausgeprägt über Kämme und Gipfel wälzen. Genau das, was man nicht so selbstverständlich haben, reizt natürlich besonders und so war ein Motiv in dieser Art selbstverständlich auch auf meiner Madeira-Wunschliste. Vor Ort war das allerdings alles andere als ein Selbstläufer. Wer das Wetter auf Madeira kennt, der weiß dass Vorhersagen für die Wetterverhältnisse auf den Gipfeln praktisch Glückssache sind. Zwar gibt es ein paar Indikatoren, die einem sagen, wann es evtl. mehr Sinn macht aufzubrechen und wann man eher weniger Chancen haben wird, aber letztlich läuft es darauf hinaus, dass man einfach vor Ort sein muss um sich überraschen zu lassen. Dabei dreht oft innerhalb von wenigen Minuten das Wetter von “Totalausfall” auf “Traumbedingungen” bzw. umgekehrt. Es brauchte in diesem Jahre zwei Reisen mit insgesamt 7 Anläufen, bis ich endlich an einem Abend endlich die perfekten Bedingungen hatte.

Platz 2 – Die perfekte Wetterküche über der Pfalz

Wenn man im Juni bereits denkt, dass man seine Aufnahme des Jahres im Kasten hat, dann muss das schon ein besonderer Moment gewesen sein. Das war es hier auch. Eine Gewitterfront zog am späten Nachmittag von West nach Ost über den Pfälzerwald hinweg und dahinter war der Himmel fast wolkenlos zum Horizont hin. In meinem Wohnort Zweibrücken bildete sich, wie erwartet, ein Regenbogen der wenige Minuten hielt. Ich wollte gerade mit einer Flasche portugiersischem Vinho Verde den Abend einleuten, als mich eine Nachricht von Katrin erreichte: “Wie kommt das Wetter aus Westen zu uns? Hinter Pirmasens scheint es sich eingeregnet zu haben und da steht ein Regenbogen wie zementiert.” Keine fünf Minuten später war ich im Auto, gabelte Katrin unterwegs auf und unter großzügiger Auslegung der Verkehrsregeln waren wir in kurzer Zeit am Luitpoldturm. Hier versprachen wir uns vor allem eine möglichst gute Rundumsicht, nichts ahnend was uns oben auf dem Turm für ein gigantischer Anblick erwarten sollte. Der Regenbogen hielt gefühlt “ewig” und durch die mittlerweile sehr tief stehende Sonne verlief er so steil, dass er auf fast direktem Weg in den Wolken verschwand. Dazu stieg der Dunst aus den Hügeln des Pfälzerwaldes auf. Wenn ich mir eine Regenbogenaufnahme hätte wünschen dürfen, sie wäre nicht besser geworden.
Lange sah es auch so aus, als würde dies meine persönliche Aufnahme des Jahres sein, wäre da nicht ein Moment gewesen, den ich so wohl nicht mehr erleben werde.

 

Platz 1 – One Moment in Time

Da steht man auf einem Berg und schaut begeistert zu, wie die Wolken den Berg einhüllen und die tief stehende Sonne die Szenerie immer mehr in ein episches Licht taucht. Dann laufen zwei Personen ins Bild und mein erster Gedanke ist wenig romantisch: “ok, wenn die nicht weiter gehen, kann ich sie notfalls raus stempeln”. Tatsächlich bleiben die beiden auch stehen, genau an der Felskante und auf einmal merke ich erst was hier passiert: Ich werde Zeuge eines Heiratsantrags vor absolut genialer Kulisse! Ganz aufgeregt löse ich die Kamera erstmals aus, während der Mann noch ganz klassisch vor der Frau kniet. Die Reaktion auf dem zweiten Bild (mit den Pfeiltasten im Bild einfach weiter blättern) lässt darauf schließen, dass die Dame “Ja” gesagt hat. Diese Kombination aus dem Moment, dem Licht und der passenden Kameraposition dazu – ich bin mir jetzt schon sicher, und das sage ich stolz und nicht grollend, wird wohl einmalig in meinem Fotografenleben bleiben.

Das waren also meine ganz persönlichen Top-10 Aufnahmen aus 2021. Ich danke euch fürs Lesen. Lasst mir gerne einen Kommentar da und schreibt mir bspw. welches der hier gezeigten Bilder, ihr auf Platz 1 gesehen hättet. 

Wer war mit dabei? Bei wem lohnt es sich vorbei zu schauen?

Immer wieder treffe ich vor Ort nette Kollegen oder wir ziehen von vornherein zusammen los. Auch in diesem Beitrag entstanden einige Bilder in Begleitung von befreundeten Fotografen:

Schaut doch mal auf den Seiten vorbei!

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