Die Blüte der Küchenschelle markiert für mich in jedem Frühjahr so etwas wie den Startschuss ins neue Naturfotografen-Jahr. Ab dem Zeitpunkt geht es mehr oder weniger “Schlag auf Schlag” mit neuen Motiven in der Natur. Eine eventuelle Langeweile, wie sie in den trüben und nassen Wochen davor vielleicht aufgekommen ist, gehört definitiv der Vergangenheit an. Jedes Jahr fiebere ich diesem Termin entgegen und dieses Jahr habe ich mir etwas besonderes dazu ausgedacht.
Über die Wintermonate habe ich nach alten Objektiven Ausschau gehalten. Dabei habe ich bewusst nach Objektiven gesucht, die optisch schlecht korrigiert sind und deutliche Abbildungsfehler aufweisen. Diese Fehler wollte ich mir zu Nutze machen und bei der Aufnahme kreativ einsetzen. Insgesamt vier Objektive habe ich gefunden, die sich für meine Zwecke eignen. Bei zweien habe ich zusätzlich Hand angelegt und das Objektiv so modifiziert, dass die Abbildungsfehler verstärkt werden bzw. überhaupt erst entstehen. In diesem Jahr habe ich dann ausschließlich mit diesem “Altglas” die Küchenschellen fotografiert. Drei verschiedene Habitate in meiner Umgebung habe ich dazu aufgesucht.
Das Altglas
Das sind die Objektive, die ich über den Winter erstanden habe:
oben: Meyer Görlitz Primotar, unten v.l.n.r: Zenit Helios 44-2, Meyer Görlitz Domiplan, Carl Zeiss Pancolar
Modifiziert wurden das Zenit Helios und das Carl Zeiss Pancolar. Adaptiert wurden alle über einen M42-EF Adapter. Ein 12mm Zwischenring ermöglicht es in den gewünschten Nahbereich vorzudringen.
Die Küchenschellen
Ein Hinweis, bevor es an die Bilder geht: Die Effekte auf den folgenden Aufnahmen sind ausschließlich durch die optischen Eigenschaften der verwendeten Objektive entstanden und NICHT das Ergebnis exzessiver Bildbearbeitung. Alle hier gezeigten Aufnahmen liegen in der Bearbeitung innerhalb der Limits, die von den großen Naturfotowettbewerben gefordert werden, um die Authentizität der Aufnahmen sicher zu stellen.
Küchenschelle im abendlichen Gegenlicht – Das Leuchten der feinen Härchen im Gegenlicht fasziniert mich immer wieder.
Zum Sonnenuntergang liegt eine ganz besondere Stimmung über der Wiese mit den Küchenschellen.
Obwohl sie mit zu den ersten intensiven Farbtupfern im Jahr zählen, haben die Küchenschellen gleichzeitig auch etwas Zartes und Zerbrechliches.
Was ihr hier seht, ist ein erstes Ergebnis meiner Arbeiten mit diesen alten Objektiven. Ich werde sie in diesem Frühjahr weiter verwenden, um damit unsere heimischen Orchideen zu fotografieren. Ihr dürft also auf weitere Aufnahmen gespannt sein, ich bin es jedenfalls!
Hallo Michael,
Deine Bilder finde ich wunderschön und sehr stimmungsvoll.
Hier trifft der Begriff Fotografie (Zeichnen mit Licht) voll zu.
Wo findet man denn diese schönen Küchenschellen?
Liebe Grüße aus Karlsruhe
Thorsten
Hallo Thorsten,
sorry für die Verzögerung in der Antwort, ich bin gerade erst von einem Fototrip aus den USA zurückgekehrt und konnte von unterwegs nicht antworten.
Es freut mich, wenn Dir meine Bilder gefallen.
Du findest Küchenschellen in unserer Gegend auf Magerkalkböden in Hanglage, die in südliche (südwestliche) Richtung abfallen.
In zwei gut sechs Wochen kann es schon wieder mit den ersten Küchenschellen losgehen. Immer eine spannende Zeit und für mich so etwas wie der Startschuss in das fotografische Jahr.
Grüße aus der Pfalz,
Michael
Ich liebe dieses “Altglas” und probiere damit auch immer viel aus. Der Zwang manuell zu fokussieren bringt einen in ganz andere Bilder als dieser Autofokus, der einem viel vorenthält. Deine Ergebnisse sind wirklich herausragend.
Nutzt Du die alten Linsen am VF oder Crop?
LG Birgit
Hallo Birgit,
Du hast es gut auf den Punkt gebracht. Das manuelle Fokussieren empfinde ich auch als einen Schritt hin zum überlegteren Fotografieren. Gerade wenn ich sehe, wie bei offener Blende und einem Dreh am Fokusring die Schärfenebene durch das Bild wandert, dann ist das ganz was anderes, als wenn die per AF an eine Stelle springt.
Ich nutze die alten Linsen hauptsächlich am VF. Oft werden so Sachen wie ein Swirl im Bokeh erst in den Bereichen deutlich, die durch den Crop wegfallen würden.
LG, Michael
Hallo Michael,
Wow, sehr schöne Bilder,stimmungsvoll ,zart , mit sehr feinem Licht fotografiert.
Ich glaube mein Trioplan muss öfter ran.Ich bin gespannt auf mehr!
VG Frank
Danke, Frank! Da bin ich jetzt aber auch auf Deine Sachen mit dem Trioplan neugierig. 😉
Lieber Michael!
Jetzt verbringt wohl manch ein Fotograf einen Teil seines Wochenendes im Keller und schaut nach Altglas… Sehr schöne Ergebnisse hast du damit erzielt!
LG Andrea
Hallo Andrea, es lohnt sich auf jeden Fall, nach den alten Schätzchen zu schauen. Wer im Keller oder auf dem Dachboden nicht fündig wird, dem sei an dieser Stelle zu eBay geraten. Dort bekommt man das für vergleichsweise kleines Geld.
LG,
Michael