Ein paar Gedanken zur Motivation
Sehr oft haben Locations, die für eine bestimmte Tageszeit bekannt sind auch zu anderen Zeiten ihre fotografischen Reize. Man kann die nur nicht so einfach “konsumieren”, statt dessen muss man sich seine Motive selbst erarbeiten. Ein aktuelles Beispiel ist das Felsenglühen an den Altschloßfelsen. Jedes Jahr lassen viele Fotografen ihre eigene Kreativität mehr oder weniger vollständig zu Hause und folgen einem Rudeltrieb um abends das bekannte Felsenglühen zu fotografieren. Dabei haben die Altschloßfelsen so viel mehr zu bieten. Chris und ich besuchten zum Sonnenaufgang diese Location um den Frühlingsmorgen an den Altschloßfelsen fotografisch einzufangen.
Tagesanbruch an den Felsen
Vom Wanderparkplatz am Spießweiher liefen wir los. Kurz vor Sonnenaufgang waren wir an den Felsen und im Frühlingsgezwitscher der Vögel entstanden die ersten Aufnahmen.
Tagesanbruch auf dem Pfad zu den Felsen
Das Laub an den Bäumen war noch sehr jung und bot der tief stehenden der Sonne viel Durchlass. An den Baumstämmen vorbei und durch den Wald hindurch war die Sonne als kleiner Fleck zu erkennen.
‘Eine Sekunde Frühling’ – so lange wurde diese Aufnahme belichtet.
Das frühmorgendliche Licht- und Schattenspiel auf den Felsen.
Interessante Details finden sich eigentlich überall – selbst auf dem Boden. Bei der folgenden Aufnahme war es der Verlauf der Wurzeln, den ich mit einem Weitwinkelobjektiv und einer bodennahen Perspektive in einen örtlichen Bezug zu den Felsen gesetzt habe.
Wie die Adern der Felsen wirken die mächtigen Wurzeln der Bäume bei dem Versuch auf dem felsigen Untergrund halt zu finden.
Folgt man dem Pfad entlang der Felsen, gelangt man zu einem Felsentor, was zum Spiel mit dem Weitwinkel-Objektiv einlädt.
Blick durch ein Felsentor an den Altschloßfelsen
Wie große Murmeln liegen hier moosbewachsene Felskugeln unter dem Felsbogen.
Die eigentliche Mission
Die bisherigen Aufnahmen haben vielleicht schon einen Eindruck davon vermittelt, wie wunderbar ein Frühjahrsmorgen an den Altschloßfelsen sein kann. Ich hatte ja bereits auf meinem Vortrag über die Pfalz (Pirmasenser Fototage 2014) das abendliche Felsenglühen genauer erklärt und beschrieben, wie der Lichtverlauf am Abend ist und wie es dadurch zu dem Glühen kommt. Damals schon war ich erstaunt, wie wenig sich manche ‘Naturfotografen’ mit den Grundlagen der Natur, wie bspw. dem Sonnenverlauf, befassen. Es ist auch kein Geheimnis, dass zum Beginn des Frühjahrs die Positionen von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang gegenüber liegen. Damit ist, was das Felsenglühen angeht, schon eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen, dass dieses Schauspiel nicht nur Abends zu bewundern ist, sondern auch morgens – wenn die übrige Geometrie des Felsens mitspielt.
Die Rückseite der Felsensäule, an der im Frühjahr abends das Glühen beobachtet werden kann.
Erinnern wir uns: Beim abendlichen Glühen reflektieren zwei Felswände die Sonne auf eine Felsensäule. Setzt man nun die Lichtquelle auf die gegenüberliegende Seite, dann wird theoretisch die Säule angestrahlt und das Licht reflektiert auf die beiden Wände, was aber wesentlich weniger intensiv sein wird. Nun, genau das funktioniert hier leider nicht, denn in der gegenüberliegenden Verlängerung befindet sich der Ausläufer eines anderen Felsens. Bewegt sich die Sonne aber etwas weiter, dann wird die linke der beiden Felswände angestrahlt und reflektiert auf die rechte Wand. Blickt man nun zwischen linker Wand und Pfeiler hindurch, sieht man die rechte Wand glühen!
Voila´- Das Felsenglühen am Morgen!
Vielleicht sehen wir nun auch morgens viele Fotografen an Altschloßfelsen? Ob es sich lohnt dort auch in der Frühe hinzugehen, sollte jetzt jedenfalls keine Frage mehr sein.
Wir waren übrigens fast die ganze Zeit alleine Unterwegs. Erst als wir uns schon wieder auf dem Rückweg machten, haben wir den ersten Hund mit Spaziergänger an der Leine getroffen.
Großartige Fotos und interessanter Text
Gruß Steffi
Wieder ein neuer Blogeintrag! Ich bin ja ebenso wie Holger treue Leserin deines Blogs und freue mich, das ich heute morgen “schon wieder” einen Eintrag gefunden habe. Da ich mit der Fotografie sonst nix am Hut habe, finde ich es immer wieder interessant, auf was Naturfotografen alles achten (oder eben nicht 😉 ) und welch tolle Ergebnisse das liefert. Du machst Naturfotografie wirklich spannend!
Herzlichen Dank, Andrea für das Lesen meines Blogs! Es freut mich sehr, wenn es Dir gefällt.
LG, Michael
Ja Michael, ein klasse Bericht. Ich selbst war auch noch nie im April abends um 19:00 Uhr dort, aber ich liebe den Altschlossfelsen zu allen Tages und Jahreszeiten als Quelle einer unerschöplichen Motivvielfalt.
LG, Michael M.
Michael, genau Deine Fotografie ist es, die mich immer wieder zu neuen Sichtweisen inspiriert – auch bei den Altschloßfelsen. Vielen Dank dafür an dieser Stelle!
LG, Michael
Ein wunderschöner Bericht mit einem perfekten Spannungsbogen bis zum Schluss. Es ist immer eine Freude und ein Genuss, Deine Blogbeiträge zu lesen und die Bilder darin anzuschauen. Danke für Deinen Einsatz und Deine Bereitschaft. Schöne Grüße aus der Kurpfalz.
Lieben Dank, Holger, für Deinen Kommentar. Wir waren ja auch schon mal im Winter gemeinsam an den Altschloßfelsen. Die sind einfach immer einen Besuch wert.
LG, Michael
Genau, da hatte ich den Blickwinkel schon mal drauf für’s morgendliche Glühen 🙂
Zumindest hat die Seite vom Felsen gestimmt! Du warst immer noch auf der falschen Seite der Säule gestanden… 😉