Mittwoch, 13. Mai 2015
Es hat alles keinen Wert, egal wie rum ich rechne, es bleibt dabei: Ich muss meinen Wecker auf 03:40 Uhr stellen, wenn ich am nächsten Morgen rechtzeitig zum Tagesanbruch auf dem Buhlsteinpfeiler stehen will. Aber so ist das im Frühjahr, die Tage werden länger und der Fotograf muss früher raus.
Donnerstag, 14. Mai 2015
Das Ding rappelt tatsächlich um 03:40 Uhr! Kurz, aber wirklich nur ganz kurz, denke ich etwas nicht jugendfreies in Richtung meines Weckers, dann überwiegt auch schon die Vorfreude auf die anstehende Unternehmung. Während der Anfahrt geht dann immer wieder der Blick aus dem Fenster gegen den Himmel und in die Landschaft. Zwar ist es noch sehr dunkel, aber es lassen sich kleine Nebelfelder in den Tälern ausmachen – ein gutes Zeichen. Als ich auf den Waldparkplatz rolle, wartet bereits mein Freund Steffen auf mich. Während wir uns abmarschbereit machen, geht ein kurzer prüfender Blick gegen den Himmel, was die Wolkenlage angeht – auch dort sieht es zumindest nicht schlecht aus. Dann ziehen wir im Schein der Stirnlampen los. Der Wald verschluckt uns bald und auf einem schmalen Pfad geht es in engen Kehren stetig bergauf.
Nach einer knappen halben Stunde treten wir schließlich aus dem Wald heraus und auf den Aussichtsfelsen auf dem Buhlsteinpfeiler. Wir haben uns dem Aussichtspunkt von der Rückseite genähert und damit sehen wir jetzt zum ersten mal, was uns an Landschaft und Himmel erwarten wird.
Vor uns erstreckt sich bis zum Horizont eine Kette von Hügeln, auf einem davon thront die Burg Lindelbrunn. Noch ist es eine halbe Stunde bis zum Sonnenaufgang, aber es ist bereits deutlich Farbe am Horizont erkennbar. Die Wolken sind dicht, aber nicht zu dicht und vor allem nicht zu hoch und sie ziehen rasch. In den Tälern hängen Nebelfetzen. Es ist unsere Erfahrung mit dem Wetter in der Pfalz, die uns sagt, dass dieser Morgen fotografisch noch sehr interessant werden wird.
Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang gibt die Natur einen ersten Hinweis auf das, was wir in Kürze erleben dürfen.
Spätestens jetzt ist auch der letzte Rest Müdigkeit verflogen. Die Kamera ist aufgebaut, ein erster Bildausschnitt ist festgelegt. Gespannt und fast ungeduldig verfolgen wir die weitere Entwicklung der Wolken, des Nebels und des Lichts. Besonders viel versprechen wir uns von der tiefen Wolkendecke. Sobald die Sonne darunter scheint, müsste richtig Farbe in die Bude kommen – und dann geh es auch schon los!
Die Wolken beginnen zu leuchten, die Show beginnt.
Zwischenzeitlich sind die Wolken etwas nach rechts weggezogen, aber das was noch in Richtung Sonne übrig ist, langt um Farbe im Himmel zu haben. Noch ist das Leuchten in den Wolken weiter von uns entfernt, praktisch über dem Horizont. Aber schon ein paar Minuten später haben wir das Gefühl, dass der Himmel über uns zu Brennen anfängt.
Unmittelbar vor uns flammt ein kleiner Wolkenfetzen auf.
Dann erfasst die Sonne den großen Wolkenverbund, der nach rechts weggezogen ist und es kommt zu einem Schauspiel am Himmel, wie man es nicht alle Tage erleben darf.
Der Himmel über der Pfalz brennt während die Sonne über den Horizont spitzt.
Ab und an entweicht einem von uns ein zufriedenes “Ja!”, wenn bereits in der Bildrückschau klar wird, dass da etwas feines auf dem Sensor gelandet ist. Ansonsten sind die Unterhaltungen zwischen Steffen und mir sind jetzt fast verstummt. Zu beschäftigt ist jeder damit, das im Bild festzuhalten, was da gerade in der Landschaft passiert.
Der Dunst über dem Horizont, der uns bereits das recht intensive Leuchten lange vor Sonnenaufgang beschert hat, ist sehr dicht. Das erlaubt es uns noch Aufnahmen zu machen, obwohl die Sonne schon deutlich über dem Horizont steht.
Die Sonne steigt höher und die Farben in den Wolken gehen zurück. Nun gelangt das Licht in die Täler.
Jetzt wird es spannend zu sehen, wie sich die Nebelfetzen in den Tälern entwickeln. Die Sonne hat schon sehr viel Kraft und wird den nicht sehr dichten Nebel rasch wegdampfen. Besonders schöne Stimmungen ergeben sich, wenn die Sonne nur in einen Teil eines Nebelfeldes trifft. Der Nebel kommt dann rasch in Bewegung. In solchen Situationen bleiben nur wenige Sekunden, um das Bild zu gestalten.
Märchenhafte Nebelstimmungen enstehen wenn die Sonne in die Täler vordringt.
Bald hat die Sonne die Täler erobert und wir atmen jetzt erst mal durch. Ganz fertig sind wir aber noch nicht, denn rechts von uns steht die Burg Berwartstein auf halber Höhe im Wald. Noch hat es die Sonne nicht bis zu der Burg geschafft. Wir wollen den Moment abwarten, in dem die ersten Sonnenstrahlen direkt auf die Burg treffen.
Die Morgensonne trifft auf die Burg Berwartstein
Noch ein letzter Blick in die Landschaft, dann geht es wieder zurück in den Wald und hinab zum Parkplatz. Zufrieden verabschieden wir uns. Dank der frühen Uhrzeit für den Sonnenaufgang bin ich sogar rechtzeitig zum Familienfrühstück zu Hause. Neben frischen Bildern habe ich dazu auch frische Brötchen mitgebracht.
Hallo Michael,
Das Glück gehört dem Tüchtigen….Zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
Feine Bilder eines besser als das andere!
Mein Glückwunsch!
Viele Grüße
Frank
Vielen Dank, Frank. Das freut mich sehr!
LG, Michael
Glückwunsch Jungs, tollen Morgen erwischt, aber ihr habt es auch verdient, denn so können wir die Ergebnisse genießen!!
Grüße in die Pfalz
Christian
Danke, Christian! Wir hatten von dort oben eine 270 Grad Rundumsicht und wir haben auch vor Ort zufrieden festgestellt, dass unsere Position zu der Zeit einfach ideal war. Weiter östlich, bspw. auf der Lindebrunn, wäre uns ein Großteil von dem “Wolkenkino” entgangen, weil zu hoch über uns. Weiter westlich, z.B. auf dem Drachenfels, war der Himmel darüber schon wieder zu dicht bewölkt. Dann hätte die “Tiefe” in den Bildern gefehlt, weil sich von dort aus gesehen, alles mehr über dem Horizont abgespielt. Doch, es hat schon gepasst und es freut mich sehr, wenn es gefällt.
Oh was ein klasse Morgen und dann noch diese Bilder einfach Top. Wie diese Wolke genau im richtigen Moment hereinzieht und von unten Farbe bekommt. Solche Momente kannst du nicht planen die sind einfach einzigartig.
Das war echt klasse, Steffen! Es sind genau dies unplanbaren Momente, die das alles so faszinierend machen und uns immer wieder raus locken.