Vor meinem Trip an die Biskaya, habe ich mir Gedanken gemacht, wie mein Stativ auf den Felsen an der Atlantikküste optimalen Halt finden kann. Dabei bin ich auf sogenannte ‘Rock Claws’ gestoßen. Über meine Erfahrungen mit diesem Zubehör möchte ich hier berichten.
Der Standard: Gummifüße
Stative werden meist mit Gummifüssen geliefert und der Gummifuß macht als Quasi-Standard bei Stativen durchaus Sinn: Er zerkratzt nichts und ist damit freundlich zu den Böden in Häusern und Veranstaltungshallen. Darüber hinaus steht er auf vielen Oberflächen stabil und relativ rutschfest. Wir Naturfotografen bauen unser Stativ aber oft und gerne auf Untergründen auf, auf denen ein Gummifuß bestenfalls eingeschränkten Halt findet. Loses Erdreich, eine feuchte Wiese am Hang, nasse Steine und Felsen sind typische Beispiele, bei denen ein Stativ mit Gummifüssen oft nicht richtig Halt finden wird.
Erhöhter Grip auf weichem Untergrund durch Spikes
Etwas besser sind hier Spikes. Meist als Zubehör angeboten, nutzt man Spikes auf weicheren Untergründen bzw. auf allen Untergründen in denen ein Spike eindringen kann. Dort erreicht man einen sehr festen Halt. Auf harten Untergründen (Felsen) erreicht man aber auch mit Spikes nicht immer eine nennenswerte Verbesserung, da die Auflagefläche durch die Form der Spikes auf einen sehr kleinen Punkt, die Spitze der Spikes, reduziert wird.
Der Einsatz von Rock Claws
Auf Felsen und grobem Geröll, wie man es beispielsweise an Küsten findet, sind die Rock Claws in ihrem Element. Ich kenne keinen anderen Stativfuß, der einen vergleichbaren Halt auf diesen Untergründen bietet. Der Grund liegt in der Form der Rock Claws, der etwas an Bohrkronen erinnert:
Die Rock Claws sind aus Edelstahl gefertigt. Durch die beiden gegenüberliegenden Löcher lässt sich zum Festziehen od. Lösen ein Inbus stecken.
Im Gegensatz zu Spikes, ist bei den Rock Claws die Auflagefläche nicht auf einen Punkt reduziert. In neuem Zustand wirken die Rock Claws noch etwas stumpf, die Kanten schärfen sich bei Gebrauch aber rasch. Spätestens nach ein paar Einsätzen sollte man aufpassen, dass man sich daran nicht ratzt oder etwas damit beschädigt, bspw. den Außenstoff des Fotorucksacks oder einfach nur die Sitzbezüge im Auto, wenn man das Stativ auf die Rückbank legt – und mein Schienbein meint gerade “bei mir hättest Du auch besser aufpassen können”. 😉
In der Praxis
Um es vorweg zu nehmen: Ich bin uneingeschränkt zufrieden mit den Rock Claws. Ich erachte diesen Typ von Stativfüßen derzeit als das Optimum, wenn es darum geht auf Felsen oder grobem Geröll einen festen Stand für das Stativ zu haben.
Gerade in der Brandung des Atlantik haben mir die Rock Claws zu Aufnahmen verholfen, die mit anderen Stativfüßen nicht so sicher möglich gewesen wären.
Das Stativ steht sicher auf den Felsen am Strand. Ein Einsinken ist damit ausgeschlossen.
Wer schon einmal mit dem Stativ auf einem Sandstrand in der ablaufenden Brandung gestanden, der hat kennt das: Das Stativ sackt bei jeder Welle etwas weiter ein. Belichtet man während dessen, ist es vorbei mit scharfen Aufnahmen. Hier hilft es nur, wenn man das Stativ sicher auf einem Felsen abstellen kann.
Während die Wellen zurücklaufen, werden die Stativbeine umspült. Sie bleiben dabei fest stehen und ermöglichen mir Aufnahmen wie diese.
Selbst an algenbewachsenen Felsen, die so rutschig waren, dass man darauf kaum stehen konnte, fanden die Rock Claws einen sicheren halt.
Auf weicheren Untergründen, wie bspw. einer Wiese, bieten die Rock Claws ebenfalls einen festen Halt. Auf Grund ihrer Form “stanzen” sie dabei u.U. kleine Bodenstücke aus, die man dann beim Säubern des Stativs wieder aus dem Stativfuß herauskratzen darf. Auf sensiblen Untergründen jeder Art verbietet sich ein Einsatz dieser Füße von selbst. Beim Aufbau des Stativs auf einem nassen, überspülten Sandstrand, sackt das Stativ auch mit den Rock Claws langsam ein Stück weit ein. Hier bieten die Rock Claws also keinen Vorteil gegenüber anderen Füßen. Einzig sog. “BigFoot”-Füße (große, tellerähnliche Füße) sind hier etwas im Vorteil, weil sie nicht so schnell einsacken und es etwas länger dauert bis sie unterspült werden.
Tip zur Montage
Die Rock Claws werden mit einem 3/8″ Gewinde geliefert, was dem Standard bei vielen Stativherstellern, bspw. bei Gitzo, entspricht. Entsprechend einfach können sie gegen die vorhandenen Stativfüße ausgetauscht werden. Nun möchte man einerseits das die Füße fest im Gewinde sitzen und sich bei einem verdrehen des Stativs nicht gleich zu lösen, andererseits will man sich aber auch die Möglichkeit offen halten, wieder problemlos auf andere Stativfüße zurück zu wechseln oder doch mal zum “Wasser ablassen” die Stativfüße zu entfernen. Ich verwende zur Montage meiner Stativfüße gerne Teflonband aus den Sanitärhandel, wie es auch genutzt wird, um Verschraubungen von Rohren abzudichten.
Ein paar Lagen Teflonband um das Gewinde sorgen dafür, dass sich die Verschraubung nicht zu leicht löst.
Damit umwickele ich die Gewinde der Stativfüße bevor ich diese in die Stativbeine eindrehe. Das hebt so fest, dass sich nichts versehentlich losdreht, lässt sich aber auch ohne Herkuleskräfte wieder lösen. Vergleichbar ist das mit einer selbstsichernden Mutter.
Bezugsquellen
Ich habe meine Rock Claws bei Amazon (Link zum Produkt) gekauft. Sie werden dort von der Firma ‘Mengs’ angeboten und sind mit einem Preis von ca. 30 Euro für einen Satz (drei Stück) recht günstig zu haben. Die amerikanische Firma Really Right Stuff, bekannt für sehr gute Kugelköpfe, hat ebenfalls Rock Claws mit einem 3/8″-Gewinde im Sortiment. Dort werden für einen Satz knapp 100 Euro fällig.