Im zweiten Teil meines fotografischen Rückblicks auf 2014 soll es um die viereinhalb Wochen gehen, die ich von August bis Anfang September im Nordwesten der USA verbracht habe. Mit zwei Wochen lag der Schwerpunkt (wieder mal) auf dem Yellowstone. Davor gab es ein paar Tage Glacier und danach eine gute Zeit in Seattle und im Olympic National Park.
Glacier National Park
“Die Bären sind los!” – So könnte man den Glacier NP für Anfang August am besten beschreiben. Kein Wunder, ist doch die Gegend um Many Glacier der Bereich in den USA, mit der zweithöchsten Bärendichte – nur Alaska hat da noch mehr zu bieten. Anfang August werden die Marion-Berry und die Heidelbeeren reif und locken die Bären aus den höheren Lagen wieder in die Ebenen. Am Nordufer des Lake Sherburne bedeutet das praktisch eine Garantie für Bärensichtungen in dieser Zeit. Mit Brennweiten zwischen 500mm und 700mm lässt sich dort in dieser Zeit sehr gut arbeiten.
Grizzly am Nordufer des Lake Sherburne
Aber auch in anderen Teilen des Glacier NP waren die Bären sehr präsent. Wir hatten eine Cabin am St.Mary Lake und an einem Morgen konnte ich nicht zur Tür raus, weil rings um die Hütte Bären in den Heidelbeersträuchern saßen und futterten. Ich fand das klasse, auch wenn die dünnwandige Cabin dabei allenfalls im ersten Moment ein Gefühl von Sicherheit vermittelt hat.
Dass man als Naturfotograf den nächsten Level erreicht hat, erkennt man übrigens daran, dass man nicht mehr zu den Tieren hingehen muss. Statt dessen kommen die Tiere zum Fotografen:
Ein Bighorn Schaf will unbedingt mit aufs Bild
Für den Glacier NP waren “zum Reinschnuppern” gerade mal vier Tage Zeit. Was ich in der Zeit gesehen habe, hat mir aber sehr gut gefallen und ich könnte mir gut vorstellen, den Glacier NP irgendwann intensiver zu bereisen. Vielleicht nicht so wie den Yellowstone, aber zehn Tage bis zwei Wochen sollten es schon sein.
Yellowstone National Park
Yellowstone ist für mich mittlerweile zu einem sehr vertrauten Ort geworden, fast wie ein zweites zu Hause. Über 50 Tage habe ich nun schon im Sommer im Park verbracht. Das ist wahrscheinlich mehr Zeit als 99,5% der Besucher im Park verbringen. Entsprechend Zeit habe ich, um meine Motive immer wieder in anderen Lichtstimmungen zu besuchen. Der Druck ist auch nicht da, unbedingt noch schnell hiervon oder davon eine Aufnahme machen zu müssen. Zum einen, weil ich ja Zeit habe und im Zweifelsfall ohnehin noch mal herkomme, zum anderen aber auch, weil ich viele Sachen schon genauso im Kasten habe, wie ich mir das vorstelle. Statt dessen widme ich mich lieber in Ruhe anderen, bisher noch weniger bekannten Motiven.
In diesem Jahr hatte ich meinen Besuch so gelegt, dass ich zum Vollmond im Park war. Vor Ort habe ich darauf gehofft, dass der Himmel klar ist und der Mond sich nicht hinter den Wolken versteckt. Mein Verhältnis zum Wettergott kann, was die Sichtbarkeit des Vollmondes angeht, durchaus als “angespannt” bezeichnet werden, um es mal vorsichtig auszudrücken. Diesmal sollte ich aber Glück haben und bei einem Mitternachtsspaziergang durch das Upper Geyser Basin hat mir das Mondlicht faszinierende Lichtstimmungen geschenkt:
Firehole River im Mondlicht, Upper Geyser Basin
Wer den ersten Teil meines Rückblicks auf 2014 gelesen hat weiß, dass ich schon in der ersten Jahreshälfte “im Trainingslager” für Nachtaufnahmen mit Sternenhimmel war und dass mir das im Yellowstone zugute kommen sollte. So war es dann auch in einer sternenklaren Nacht im Lamar Valley:
Milchstraße über dem Lamar Valley
Natürlich gab es auch dieses Jahr wieder die Momente der Überraschung, die ich am Yellowstone so liebe. Ein solcher Moment war es, zwei Wölfe und zwei Grizzlys gemeinsam auf ein Bild zu bekommen.
Wölfe und Grizzlys an einem Bison Kadaver, Hayden Valley
Mehr Bilder aus dem Yellowstone findet Ihr in den beiden Galerien. Dort gibt es, neben den Bildern von diesem Besuch, auch Aufnahmen von den Jahren zuvor zu sehen.
In diesem Zusammenhang dann gleich mal Werbung in eigener Sache, bzw. eine Vorankündigung: Für das kommende Jahr plane ich einen Fotoguide zum Thema “Yellowstone im Sommer” als eBook! Näheres dann hier im Blog.
Olympic National Park
Wälder, insbesondere Regenwälder faszinieren mich. Für mein Empfinden gibt es kaum etwas Schöneres als einen Regenwald bei Regen oder zumindest bei Nebel. Wälder bei Sonne sind ohnehin ein undankbares Motiv für uns Fotografen. Zu groß sind die Kontraste im Bild und wer einmal erlebt hat, wie intensiv ein Polfilter das Grün in einem nassen Wald zeigt, der will am liebsten nur noch in einem regennassen Wald fotografieren.
Nun zählt der August zu den trockensten Monaten im pazifischen Nordwesten. Es bilden sich zwar oft dichte Nebel an der Küste, bereits wenig Meter im Landesinneren ist dann aber wieder blauer, oft wolkenloser, Himmel und die Kontraste im Wald gehen durch die Decke!
An einem Abend hatte ich dann doch noch so was wie “Glück”, denn der Nebel an der Küste hat sich überraschend aufgelöst. Es war zwar schon lange nach Sonnenuntergang, aber es war noch ein leichtes Leuchten am Horizont. Gut, wenn man sein Quartier direkt am Strand hat:
Blaue Stunde an der Pazifikküste
Zwar hatte ich auch jeden Tag darauf gehofft, dass sich der Nebel auch im Wald zeigen würde. Dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt. Ich will mich aber nicht beklagen, schließlich habe ich statt dessen eine schöne Stimmung mit der tief stehenden Sonne erwischt:
Abendlicht im Regenwald. Es muss nicht immer Nebel sein…
Auch hier hatte ich nur vier Tage vor Ort, bin mir aber sicher, dass ich noch mal herkomme. Dann aber eher im Mai, wenn die Chancen auf Regen und Nebel im Wald besser stehen.
Für mich war diese Reise die (erneute) Bestätigung, dass der Nordwesten der USA ‘meine’ Gegend ist und um es mit den Worten von Arnold S. zu sagen: “I’ll be back!”