Es war etwas ruhiger in meinem Blog in den letzten Wochen. Das lag aber nicht daran, dass ich mich weniger mit der Fotografie befasst habe. Im Gegenteil, ich habe viel Zeit in die Vorbereitung meiner Fotoreise gesteckt, die heute beginnt.
Zusammen mit meinen Freunden Christian und Steffen werde ich nach Nord-Spanien reisen, in das Baskenland und an die Biskaya. Ihr kennt Christian und Steffen vielleicht von unserem gemeinsamen Projekt entdeckediepfalz.de . Wir werden eine Woche unterwegs sein und nur für die Fotografie leben. Das Licht und das Wetter werden unseren Tagesablauf bestimmen. “Seescapes” – also Küstenlandschaften sollen dabei den Schwerpunkt bilden. Das baskische Hinterland wird aber auch nicht aussen vor bleiben. Viele Bilder werden Euch im Anschluß erwarten.
Nun habe ich das große Glück, dass bei meinem Blog nicht nur Fotografen mitlesen, mit denen ich “Fachchinesisch” reden kann, sondern auch Freunde und Leute vorbeischauen, die sich einfach gerne schöne Bilder anschauen wollen, ohne sich selbst mit dem Krempel zu befassen, der dahinter steckt. Von einigen Lesern weiss ich auch, dass es für sie ab und zu ganz interessant ist, wenn sie auch mal etwas “hinter die Kulissen” meiner Fotografie blicken können. Daher dachte ich mir, die anstehende Reise wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, einmal zu zeigen, was dabei so an Ausrüstung eingepackt wird, wenn es auf große Fahrt geht.
Hier eine Übersicht die, bis auf den Rucksack und den GPS-Logger, alles Wichtige zeigt:
Eigentlich ganz übersichtlich: Meine Ausrüstung für die Tour nach Nord-Spanien im September 2015
Im folgenden will ich kurz etwas zu den einzelnen Bestandteilen der Ausrüstung sagen.
Fangen wir einfach vorne an, mit dem Stativ: Für mich ist es ein unverzichtbarer Teil der Ausrüstung, da wir viel an den Tagesrandzeiten arbeiten werden und die Belichtungszeiten viel zu lang sein werden, um Freihand zu arbeiten. “Einfach die ISO hochdrehen” ist keine wirkliche Alternative, zumindest dann nicht, wenn es um maximal Bildqualität geht – und das ist hier der Fall.
Da wir viel an Felsenküsten fotografieren wollen, ist es wichtig, dass das Stativ dort guten Halt findet. Aus diesem Grund habe ich für diese Reise Krallen aus Edelstahl, sogenannte “Rock-Claws”, an den Stativfüssen montiert.
Gehen wir im Uhrzeigersinn weiter. Das, was aussieht wie ein flaches schwarzes Kissen, ist ein 5-in-1 Faltreflektor. Auseinandergefaltet hat man eine Scheibe mit einem Durchmesser von 60cm, die mit einem milchig-transparenten Gewebe bespannt ist. Das nennt sich ‘Diffusor’ und damit kann man bei Makroaufnahmen das Licht so dämpfen, dass eine gleichmäßigere Ausleuchtung entsteht und die Schatten weniger hart sind. Diesen Diffusor kann man bei Bedarf noch mit einer Hülle überziehen, die auf der einen Seite weiß reflektiert und auf der anderen Seite einfach matt schwarz ist. Zusätzlich kann man diese Hülle noch wenden, dann ist die eine Seite ein silberner Reflektor und die andere Seite ist mit einer golden reflektierenden Folie überzogen. Man könnte sagen, das ist ein kleines Schweizer Messer was das Licht für die Makrofotografie angeht. Mit einem Gewicht von weniger als 100 Gramm ist er angenehm leicht. Bei längeren Märschen hängt der Faltreflektor an einer Schlaufe am Rucksack, ansonsten liegt er griffbereit im Kofferraum des Mietwagens.
Oberhalb des Reflektors, in der linken oberen Ecke des Bildes, sehen wir die Reinigungsutensilien und ein weiteres sehr wichtiges Ausrüstungsteil, die Stirnlampe. Gerade wenn man im Dunkeln beide Hände frei braucht, ist die Stirnlampe ein sehr wertvoller Helfer. Kein Vergleich zu einer Taschenlampe, die man in der Hand hält.
Rechts davon, fast in der Mitte des Bildes, sind die beiden Kameragehäuse zu sehen. Zwei Gehäuse sind bei Fototouren, die ich nicht beliebig wiederholen kann, praktisch Pflicht. Anderenfalls, ohne Backup-Kamera, ist bei dem Ausfall eines Kameragehäuses die Tour faktisch vorbei.
Links von den Kameras liegt etwas, was aussieht wie ein schwarzes Sechseck mit einem großen Loch darin. Das ist der Filterhalter. In der grauen Stofftasche hinter den Kameras sind die Verlaufsfilter, die in den Filterhalter eingeschoben werden können, sowie Polfilter. Ungeachtet der Diskussion, was man doch auch nachträglich in der Bildbearbeitung korrigieren könnte und was nicht, versuche ich bereits während der Aufnahme durch den Einsatz von Filtern das Bild so zu gestalten, dass ich später möglichst wenig daran bearbeiten muss. Ich verbringe meine Zeit eben viel lieber hinter der Kamera als bei der Bildbearbeitung am Computer.
Vor dem Filterhalter liegt der Kabelauslöser. Der ist sehr wichtig, um die Kamera erschütterungsfrei auszulösen. Man kann sich das schlecht vorstellen, wenn man das noch nicht selbst erlebt hat, aber auch ein sehr vorsichtiger Druck auf den Auslöser einer auf dem Stativ montierten Kamera, kann bei längeren Verschlußzeiten zu leichten Verwacklungen führen. Daher bin ich praktisch nie ohne Kabelauslöser unterwegs, der muss also unbedingt mit.
Rechts vom Kabelauslöser und direkt vor den Kameras, liegt ein Etui mit einem blauen Rand. Darin sind die Speicherkarten. Bei dieser Tour habe ich In Summe habe ich 384GB an Kartenspeicher dabei, wovon allerdings die Hälfte als Backup-Speicher eingesetzt wird. Eine Datensicherung ist mir wichtig auf Reisen, jedoch nehme ich aus Platz- und Gewichtsgründen keinen Laptop oder externe Festplatte zur Datensicherung mit. Statt dessen nutze ich die Möglichkeit in meinen Kameras Bilder von einer Speicherkarte auf eine andere zu kopieren. Jeden Abend sortiere ich bereits am Kameradisplay ein paar Bilder aus und der Rest wird zur bestehenden Sicherung dazu kopiert.
Rechts vom Speicherkartenetui liegt ein Etui mit einem hellgrauen Rand. Darin sind zwei Reserveakkus. Beide Kameras nutzen die gleichen Akku-Typen und in jeder Kamera befindet sich bereits ein Akku. Insgesamt habe ich also vier Akkus dabei. Das ganze ist darauf ausgelegt, dass ich jeden Abend die Akkus laden kann. Dazu sehen wir rechts von den Kameras und hinter dem Objektiv ein Doppelladegerät. Canon hat leider ein Ladegerät im Lieferumfang der Kamera, mit dem man zeitgleich nur einen Akku laden kann. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass man den ganzen Tag unterwegs ist und über Nacht vier Akkus laden muss, um am nächsten Tag wieder einsatzbereit zu sein, dann kann das zum Problem werden – zumindest, wenn man nicht dreimal in der Nacht aufstehen mag, nur um den Akku zu wechseln. Hier schafft der Doppellader Abhilfe oder zumindest Linderung.
Bleiben wir gleich beim Laden. Rechts am Rand sehen wir ein weiteres Ladegerät, einen Multilader, der AA- und AAA-Zellen laden kann. Damit werden die Energiequellen für den GPS-Tracker (AA) bzw. für die Stirnlampe (AAA) bei Bedarf geladen.
Oben im Bild, gleich hinter den Objektiven, ist außerdem noch eine Mehrfachsteckdose zu sehen. Das mag vielleicht auf den ersten Blick ein wenig ‘schrullig’ wirken, auch noch eine Mehrfachsteckdose mitzunehmen. Tatsächlich kann das aber der Retter in der Not sein, wenn das Hotelzimmer wieder mal nur über eine Steckdose verfügt und die auch noch irgendwo hinter dem Nachttisch versteckt ist.
Eine weitere wichtige Kleinigkeit liegt zwischen dem Stativ und dem Speicherkartenetui: Ein Satz Inbusschlüssel sollte immer dabei sein, um Befestigungen an Kameraplatten oder dem Kugelkopf nachziehen zu können.
Bleiben noch die Objektive übrig. Sechs Objektive, zwei Extender und ein Zwischenring begleiten mich auf dieser Tour. Neben ‘Spezialisten’ wie einem Fisheye-Objektiv und einem Makro-Objektiv, habe ich Brennweiten von 11mm bis 200mm dabei. Ein 1,4x Extender und ein 2,x Extender erlauben mir damit bei Bedarf Brennweiten von 280mm bzw. 400mm zu erreichen.
Das Stativ, der Faltreflektor, die Ladegeräte und die Reinigungsutensilien finden ihren Platz im aufgegebenen Gepäck. Alles andere wandert in den Fotorucksack und kommt mit in die Kabine, in einem Fotorucksack, dessen Abmessungen innerhalb der IATA-Limits für das Handgepäck sind.
Ich hoffe, dieser kleine Blick hinter die Kulissen war interessant für Euch.
Lieber Michael,
deine Seite und auch dieser Artikel sind eine Fundgrube für die Augen und neugierige Hobbyknipser, genau wie oben beschrieben 😉
Hast du mit dem Gewicht des Handgepäcks noch nie Probleme bekommen? 😉
LG Gabi
Hallo Gabi!
Danke für Deinen Besuch auf meiner Seite. 🙂
Die Frage nach dem Gewicht des Handgepäcks steht für uns Naturfotografen praktisch bei jeder Flugreise auf der Tagesordnung. Letztendlich bin ich immer noch gut durchgekommen, oft wird gar nicht kontrolliert. Wenn die Abmessungen stimmen (also der Rucksack nicht schon durch seine Größe auffällt) und man ihn offensichtlich leicht tragen kann, fällt man auch nicht weiter auf.
Was wir immer dabei haben, ist eine Jacke mit vielen, geräumigen Taschen. Beim Rückflug von Teneriffa vor zwei Jahren hat Condor plötzlich angefangen, das Handgepäck zu wiegen, bevor ein Label “Approved Cabin Baggage” dran gepappt wurde. Wir haben das gesehen, unsere Jackentaschen mit Objektiven vollgestopft und siehe da, auf einmal war der Fotorucksack unter den mageren 6 kg, die Condor als Handgepäck erlaubt. Hinter der nächsten Ecke haben wir dann wieder zurückgepackt und gut war es! 😉
Entspannter ist es da natürlich, wenn man eine Airline wie bspw. Britisch Airways nutzen kann, die praktisch kein Gewichtslimit für Handgepäck kennen – man muss es nur selbst in das Overhead-Compartment heben können. Vielleicht sollte ich mal eine Blogartikel mit den Handgepäck-Gewichtslimits der gängigsten Airlines erstellen?
LG, Michael
Immer wieder interessant, Deine Berichte zu lesen. Ich wünsche Euch eine gute Reise, fette Beute und kommt alle gesund und heil wieder heim. Auf Eure Bilder bin ich schon sehr gespannt. Ich warte schon mal geduldig :-)))
Hi Michael!
Irgendwie fühlte ich mich gerade komplett von diesem Artikel angesprochen… 😉
Ich wünsche euch dreien eine tolle Zeit, geschlafen kann dann ein einer Woche auf der Arbeit werden. Ich freue mich sehr auf´s “Bildergucken”
Liebe Grüße an die Biskaya
Andrea